Umfrage bei Städten und Gemeinden: Wenn nachts die Lichter ausgehen - Pegnitz - Nordbayerischer Kurier

2022-11-03 13:53:56 By : Mr. Jin Xu

In einigen Orten wird nachts zu bestimmten Zeiten die Straßenbeleuchtung bereits ausgeschaltet – problemlos.

Während es in kleinen Kommunen wie dem Ahorntal oder Betzenstein normal für die Bürger ist, dass nachts zwischen 0.30 und 4.30 Uhr die Straßenbeleuchtung ausgeht, können sich größere Gemeinden diesen Schritt nicht vorstellen. Das Bayernwerk warnt sogar explizit davor.

Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Doch nicht alles, was vermeintlich auf der Hand liegt, sei wirtschaftlich und effizient, betont die Bayernwerk Netz GmbH. Das gelte beispielsweise für die öffentliche Straßenbeleuchtung. Denn: „Der nachträgliche Einbau von Abschalt- oder Dimm-Vorrichtungen in bereits bestehenden Straßenbeleuchtungssystemen ist in den meisten Fällen technisch aufwendig und nicht wirtschaftlich“, erklärt Daniel Pangerl, stellvertretender Leiter Beleuchtung beim Bayernwerk.

Bei einer Umfrage, wie weit die Kommunen vor Ort in Sachen Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik schon gekommen sind, zeigt sich, dass viele da schon sehr weit sind. So wurden etwa in Plech sowie seinen Ortsteilen Ottenhof und Bernheck in den vergangenen zwei Jahren alle Leuchten mit LED-Technik ausgestattet. Für insgesamt 184 Brennstellen fielen Kosten in Höhe von 55 000 Euro an, wobei die jährliche Stromersparnis bei 44 100 Kilowattstunden (kWh) liege. Das entspreche einer Einsparung von 73 Prozent.

Aus Pegnitz heißt es: „Im Gebiet der Stadt gibt es insgesamt rund 2400 Straßenleuchten, von denen seit 2020 circa 2300 auf LED umgestellt wurden.“ Daniel Pangerl resümiert: „Wenn die Straßenbeleuchtung auf Licht emittierende Dioden umgestellt ist, hat die Kommune schon viel zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz beigetragen.“ Abgesehen von der hohen Energieeffizienz böten LED-Straßenleuchten einen ökologischen Vorteil – sie ziehen weniger Insekten an.

Ferner hätten LED-Leuchten meist eine zusätzliche, autarke Nachtabsenkung verbaut, erläutert Pangerl. Dadurch werde der ohnehin geringe Energieverbrauch für vier beziehungsweise sieben Stunden um weitere 50 Prozent reduziert. In Pegnitz erfolge diese Leistungsreduzierung um 50 Prozent jeweils von 22 bis fünf Uhr überall dort, wo es technisch möglich sei, berichtet Bürgermeister Wolfgang Nierhoff (PEG).

Bei den bisher noch nicht umgestellten Leuchten in Pegnitz handle es sich um 91 gestalterische Leuchten mit „Gelblicht“ im innerstädtischen Bereich, insbesondere an der Hauptstraße und der Rosengasse. Diese besondere Lichtfarbe sei denn auch der Grund gewesen, erst mal abzuwarten, berichtet Nierhoff. Da es aber nach Mitteilung des Bayernwerks inzwischen LED-Umrüstsätze mit einer nahezu identischen Lichtfarbe gebe, sei die Umstellung nun kommendes Jahr geplant.

Der Einbau der LED-Technik habe circa 835 000 Euro gekostet und sei in zwei Abschnitten in den Jahren 2018 und 2020 erfolgt. „Ohne eine Förderung und über einen Contracting-Vertrag mit dem Bayernwerk“, blickt Nierhoff zurück. Bei den damals angenommenen Strompreisen hätte die Amortisationsdauer fünf bis sechs Jahre betragen; angesichts der Kostenexplosion dürfte sich die Investition nun noch schneller rechnen. Durch sie würden seit über zwei Jahren ungefähr 70 Prozent und somit 750 000 Kilowattstunden Energie eingespart.

Bewegungsmelder wären technisch ebenfalls möglich, jedoch unwirtschaftlich, so Nierhoff weiter. Außerdem käme es dadurch zu ständigen Hell-Dunkel-Effekten/Lichtwellen, die auch Anwohner stören könnten. „Eine komplette Abschaltung der Straßenleuchten, zum Beispiel von 1 Uhr bis 5 Uhr, wird wegen der dadurch nicht mehr gegebenen Verkehrssicherheit und des grundsätzlichen Sicherheitsempfindens der Bürger und Bürgerinnen – egal, ob in Stadt oder Ortsteil, sehr kritisch gesehen“, betont Nierhoff.

Selbst wenn man nur jede zweite Leuchte außer Betrieb nehmen würde, könnten laut Bayernwerk die Normvorgaben für eine gleichmäßige Ausleuchtung nicht mehr eingehalten werden. Bei ständig wechselnden Hell-/Dunkelzonen könne das menschliche Auge nicht schnell genug adaptieren und dann beispielsweise Fußgänger im Straßenverkehr nicht oder zu spät erkennen.

Auch Pottenstein hat in den vergangenen Jahren in mehreren Phasen im gesamten Gemeindegebiet die Umstellung auf LED-Straßenbeleuchtung vorbereitet und mittlerweile abschnittsweise in den überwiegenden Teilen der Gemeinde umgesetzt, wie Bürgermeister Stefan Frühbeißer (CWU-UWV) berichtet.

In den nächsten Monaten erfolge die Umstellung der übrigen Leuchten. Weiter habe die Stadt auf einen reduzierten Nachtbetrieb umgestellt, wo dies sinnvoll und wirtschaftlich gewesen sei. Teils seien zudem Solarstrom-betriebene Straßenleuchten im Einsatz.

„Alte Technik“ bei der Straßenbeleuchtung gebe es in Auerbach bereits seit 2011 fast nicht mehr, erklärt Bürgermeister Joachim Neuß (FW/AA). „Wir haben seinerzeit schon 1581 der insgesamt 1646 Straßenleuchten auf Stromsparleuchten umgestellt und damit den Verbrauch fast halbiert von 580 000 auf 330 000 kWh. Das hat eine Kosteneinsparung von etwa 60 000 Euro erbracht“, blickt der Rathauschef zurück.

Seinerzeit habe es noch keine technisch ausgereifte und wirtschaftliche LED-Lösung gegeben. Seit Jahren installiere die Kommune jedoch bei neuen Straßenleuchten nur mehr LEDs und ersetze Stromsparleuchten durch LED-Leuchten, wenn Sanierungen stattfinden. Dadurch gebe es inzwischen 612 LED-Leuchten in der Stadt. 2011 wurde in die Umstellung auf Energiesparleuchten rund 100 000 Euro investiert, so Neuß. Die Preise für die sukzessiven Umstellungen seien einzeln nicht erhoben, da sich diese in den Gesamtkosten der jeweiligen Maßnahme verbergen. Der Auerbacher Stadtrat habe beschlossen, die Umstellung weiterhin nach und nach zu betreiben. „Aktuell rüsten wir unsere gesamten Bodenleuchten (58 Stück) in der Altstadt am Place de Laneuveville auf LED um“, berichtet Neuß. Die bestehenden LED-Leuchten würden nachts bereits seit Jahren um 50 Prozent gedimmt.

„Eine Nachtabschaltung sowie Bewegungsmelder will ich nicht grundsätzlich ausschließen“, sagt Neuß auf Nachfrage. „Jedoch ist bei dieser Entscheidung das Sicherheitsgefühl der Menschen und die effektive Sicherheit das wesentliche Kriterium.“

Vom Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth heißt es dazu, dass „leider keine fundierten Aussagen getroffen werden können, in wieweit sich die Gefahrensituation verändern würde. Grund hierfür ist, dass keine Erfahrungswerte dazu vorliegen.“ Im Bereich der Kriminalität auf öffentlichen Wegen und Plätzen sei denkbar, dass das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung darunter leiden könnte. Zu unterscheiden sei hierbei vermutlich der betroffene Ort. Denn Bürger nähmen wohl den dörflichen Bereich anders wahr als die Großstadt. Objektiv und tatsächlich seien dazu bislang jedoch keine Erhebungen möglich gewesen.

Betzenstein geht indes mutig voran und hat schon seit den 1990er-Jahren folgende Regelung entwickelt: Von 0.30 bis 4.30 Uhr wird die Straßenbeleuchtung komplett abgeschaltet, von 22 bis 0.30 Uhr sowie von 4.30 bis 5.30 Uhr auf circa die halbierte Stärke reduziert, berichtet Bürgermeister Claus Meyer (FW).

Im Ahorntal gibt es ebenfalls schon seit Jahrzehnten für alle Ortsteile eine vierstündige Nachtabschaltung – bereits damals mit dem Ziel der Energieeinsparung eingeführt, wie Bürgermeister Florian Questel (Grüne) schildert.

Das Sicherheitsempfinden der Bürger habe keinen Anstoß für Diskussionen gegeben, aber die Schichtarbeiter, die sich im Dunkeln zurechtfinden müssten. Bei Veranstaltungen in den Ortsteilen werde die Nachtabschaltung übrigens eigens ausgesetzt, so Questel.